Treffpunkt Borderline

15. August 2019, posted in ThemenblogStimmungsschwankungen

Dieser Post befasst sich damit, wie es sich für mich anfühlt, unter Stimmungsschwankungen und/oder extremen Emotionen zu leiden.


Guten Morgen!

Es ist 04:40 Uhr, ich bin seit 03:00 Uhr wach und mache mir Gedanken zu Dingen, die ich in den letzten Tagen gesagt oder getan habe. Vieles davon könnte euch bekannt sein, daher möchte ich meine Erfahrungen gerne mit euch teilen.

Meine Emotionskonsole

Es ist, als hätte jemand entschieden, mir statt einem langsamen Drehregler zur Regulierung meiner Emotionen lieber eine komplizierte Konsole voller Knöpfe, Tasten und Hebel einzubauen. Ohne Bedienungsanleitung natürlich. Ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich Praktikant im Cockpit: unsicher, nervös, und ganz bestimmt möchte ich keine Knöpfe drücken! Bis ich merke, dass der Pilot bewusstlos ist und von irgendwoher eine Katze auf die Konsole gesprungen ist, sodass die Maschine abstürzt, während vor mir alles Mögliche in verschiedenen Farben blinkt und pulsiert und irgendwo eine Sirene heult.

Kontrolle und Kurzschluss

So geht es mir tatsächlich öfters. Ich habe das Gefühl, die Kontrolle über meine Emotionen verloren zu haben und bin nicht sicher, wie ich mich wieder regulieren kann. Ein kleiner Seitenhieb reicht bereits aus – vielleicht ein „Na, wird mal wieder Zeit für den Friseur“ – bumm, Kurzschluss, Emotionen laufen über. Vielleicht werde ich zornig, vielleicht fange ich an zu heulen wie ein Schloßhund, vielleicht fange ich an, beleidigende oder ausfallende Sprüche zu machen. Jedenfalls ist es sicher keine angemessene Reaktion, und spätestens eine Stunde später, wenn sich alles beruhigt hat, weiß ich das auch. Doch wie kann ich das Ganze vermeiden?

Ehrlich gesagt, ich kann es nicht. Ich bin eine Borderlinerin. Wir leben nunmal unter den Extremen, sodass wir aufgrund unserer Stimmungsschwankungen (von wütend zu trotzig zu trauernd zu albern in 5 min und zurück …) sowie unserer extremen Emotionen (nicht wütend, sondern hasserfüllt; nicht traurig, sondern in einem tiefen, endlosen Loch versunken) auffallen, anecken, in Konflikte geraten.

Mein Fazit

Dennoch hilft es mir manchmal, mir im Klaren darüber zu sein, warum ich ausgerastet sein mag. Vielleicht stand ich unterbewusst bereits unter Stress und Anspannung, vielleicht hatte ich eine ähnliche Situation bereits erlebt, vielleicht gab es gerade bereits eine Panikreaktion in mir, die ich zu unterdrücken versucht hatte? Jedenfalls ist es hilfreich zu wissen, warum man wie reagiert hat, und das den engsten Bekannten auch mitzuteilen. Und sie darauf hinzuweisen, dass das öfters passieren kann – obwohl wir es gerne verhindern würden. Denn letztlich, trotz Medikamenten, trotz Skills, trotz all meinen täglichen Versuchen, mich zu regulieren, zu kontrollieren – wenn mir die Katze auf meine Konsole springt, bin ich machtlos.

written by Nadine

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.