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Persönlichkeitsstörung: Klassifikationen

Die Unterscheidung der verschiedenen Persönlichkeitsstörungen ist generell kompliziert, da zunächst einmal festgestellt werden muss, dass die Problematik, unter der der/die Betroffene leidet, ein anhaltendes Verhaltensmuster ist (im Gegensatz zu einer kurzzeitigen Phase). Hierzu muss der Arzt oder Therapeut ebenfalls eine Reihe von Gesprächen mit der Person führen – ein einzelnes Interview reicht in der Regel nicht aus. Auch nach dem Standardwerk zur Diagnostizierung (ICD-10) sollen möglichst viele Quellen zur Beurteilung herangezogen werden, beispielsweise vorangegangene Therapieberichte etc. Zudem soll bei der Diagnose einer Persönlichkeitsstörung darauf geachtet werden, dass mindestens drei der in der klinischen Beschreibung angegebenen Verhaltensmuster auf die Person zutreffen.

Die Einteilung der Persönlichkeitsstörungen ist nach zwei Diagnosesystemen möglich:

  • der ICD-10 („International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems“)
    • die ICD-11 wurde im Mai 2019 verabschiedet und soll ab 01.01.22 in Kraft treten
  • der DSM V („Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“, 5. Auflage)
    • die DSM V hat im Jahr 2013 das vorherige Werk zur Klassifizierung, DSM IV, abgelöst

Die übliche Klassifizierung erfolgt mithilfe der ICD-10, da dieses Diagnoseschlüsselwerk international anerkannt ist und von der WHO („World Health Organisation“) herausgegeben wurde. Länderspezifisch können an das herausgegebene Werk noch Anpassungen, insbesondere Erweiterungen in Hinblick auf Krankenkassen, Abrechnungsverfahren, etc, geschehen. So ist in Deutschland der ICD-10-GM („German Modification“) in der Fassung vom 01.01.2020 (jährliche Anpassung durch das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information) anzuwenden.

Die DSM wird herausgegeben von der American Psychiatric Association. Obwohl sie im internationalen Gebrauch seltener zu Rate gezogen wird als die ICD-10, ist sie doch eine Bereicherung in vielen Bereichen, auch wegen ihrer ausführlichen Kommentierungen zu Spezifizierungen und Klassifizierungen von psychischen Störungen.


Hier die Klassifizierung in Hauptgruppen nach der DSM:

Hauptgruppe A der Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörung bedeutende Merkmale
Paranoid misstrauisch, eifersüchtig, emotionale/soziale Feindseligkeit
Schizoid soziale Distanziertheit, Einzelgänger, Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich, oberflächlich, eingeschränkte emotionale Ausdrucksfähigkeit
Schizotyp Exzentriker, Gefühl von Unsicherheit und Unwohlsein in Gesellschaft, verzerrte Wahrnehmungen

Hauptgruppe B der Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörung  bedeutende Merkmale
Histrionisch stark auf äußere Zuwendung und Aufmerksamkeit angewiesen, Selbstzweifel, Unzufriedenheit
Narzisstisch Versagensängste, existenzielle Krisen, brüchiges Selbstwertgefühl
Borderline emotionale Instabilität, mangelnde Impulskontrolle, selbstschädigendes Verhalten
Dissozial impulsiv, aggressiv, geringe Frustrationstoleranz

Hauptgruppe C der Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörung  bedeutende Merkmale
Selbstunsicher gehemmt/unsicher, Isolation, ängstlich-vermeidend
Dependent Klammerverhalten, Entscheidungsschwierigkeiten
Anankastisch Zwanghaftes Verhalten, Erschöpfungszustände

Hier eine Übersicht über die Klassifizierungen der Persönlichkeitsstörungen unter F60. nach ICD-10:

  • F60.0 – Paranoide Persönlichkeitsstörung
  • F60.1 – Schizoide Persönlichkeitsstörung
  • F60.2 – Dissoziale Persönlichkeitsstörung
  • F60.3 – Emotional instabile Persönlichkeitsstörung
    • F60.30 – Impulsiver Typ
    • F60.31 – Borderline-Typ
  • F60.4 – Histrionische Persönlichkeitsstörung
  • F60.5 – Anankastische [zwanghafte] Persönlichkeitsstörung
  • F60.6 – Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
  • F60.7 – Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
  • F60.8 – Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen (z.B. narzisstisch, exzentrisch, unreif, passiv-aggressiv)
  • F60.9 – Persönlichkeitsstörung, nicht näher bezeichnet